VON HORST ELLEBRACHT. Sportreporter

____________________________________________

Begegnung mit Ex-Profi Peter Enders

Damals: Peter Enders spielte von 1967 bis 1972 für Hertha BSC Berlin

_________________________________

Heute: Peter Enders im Gespräch mit Günther Hauschild am 2. August 2016 in Hameln

____________________________________________________________

Enders plaudert aus dem Nähkästchen

Ehemaliger Bundesliga-Profi zu Gast  beim Freundeskreis

____________________

Impressionen

Peter Enders (li.), mit seinem Freund und Sportjournalisten Hans-Ulrich Krause

Volles Haus ( 86 !) in der Vereinsgaststätte  "Kolonie Am See".....

 

EIN BEITRAG VON HORST ELLEBRACHT

Hameln, 2. August 2016

__________________________________________

Das hat alle Erwartungen übertroffen. Zum 116. Frühstückstreffen konnten die Verantwortlichen Günther Hauschild, Manfred Kühne 86 Teilnehmer im Vereinsheim  der Kolonie am See in Hameln begrüßen. Und das hatte einen besonderen Grund: Die Initiatoren lagen mit der Wahl ihres Ehrengastes Peter Enders goldrichtig.

Der heute 67-Jährige, der von 1967 bis 1972 für Hertha BSC Berlin spielte, danach das Trikot von Durban City, Kickers Offenbach, dem SC Herford und zuletzt von 1978 bis 1979 von Arminia Hannover trug, fesselte die zahlreichen Gäste mit seinem ebenso humorvollen wie spannenden Vortrag und erntete viel Beifall. 90 Minuten, also so lange wie Fußballspiel dauert, gab Enders Anekdoten, Geschichten und Fußballweisheiten zum Besten -  kein Wunder, war der Berliner doch Jugend-Rekord-Auswahlspieler Berlins, der es in alle DFB-Kader mit den Trainern  Udo Lattek und Dettmar Cramer schaffte.

Als Profi hatte er die Trainer Helmut "Fiffi" Kronsbein, Otto Rehhagel und Tschik Cajkovski kennengelernt.  Auch hierüber hatte er viel zu erzählen. Und der defensive Mittelfeldspieler kann das am 24. August 1974 im Frankfurter Waldstadion stattgefundene Bundesligaspiel zwischen Kickers Offenbach und den hochgelobten FC Bayern München heute noch so schildern, als wäre er live dabei.

Peter Enders:

"Das vergißt man so schnell nicht"

Der FC Bayern mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Gerd Müller, Georg Schwarzenbeck, Jupp Kapellmann  und Karl-Heinz Rummenigge wurden gleich zum damaligen Saisonauftakt mit 6-0 Toren nach Hause geschickt. "Das vergisst man nicht so schnell", sagt Enders mit einem humorvollen Lächeln. Und Kickers Offenbach mit seinem Trainer Rehhagel grüßte von der Spitze der Bundesliga-Tabelle. Dieses 6-0 war ein Sieg für die Geschichtsbücher: die bis dahin höchste Niederlage der Bayern und bis heute der höchste Sieg der Offenbacher Bundesligageschichte.

Tore am laufenden Band ...

Kickers Offenbach im Torrausch:

Keeper Sepp Maier (FCB) musste gleich sechsmal hinter sich greifen. 

Siegfried "Siggi" Held (OFC) weißes Trikot, markierte in der 57. Spielminute das 4:0

______________________________________

Vom Skandalsünder zum Südafrikameister

Sportjournalist Hans-Ulrich Krause schreibt Biografie über die ungewöhnliche Laufbahn des Berliner Fußballprofis Peter Enders 

1971 spielen sich in der Republik Szenen wie in Spionage-Filmen ab: Da werden geheime Gelder bei konspirativen Treffen übergeben, in Hinterzimmern, auf Parkplätzen und Autobahn-Raststätten. Für fast eine Millionen Mark werden Punkte wie auf dem Jahrmarkt verscherbelt. 53 Spieler, Manager, Vorständler und Trainer sind in den Bestechungsskandal verwickelt, zehn der 18 Erstliga-Clubs haben damit zu tun. Nur das Tabellen-Schlusslicht Rot-Weiß Essen hält sich aus dem Gemauschel heraus - und steigt ab. Wer genau wie betrogen hat, ist bis heute umstritten. Es gab viele Akteure in diesem Spiel, jeder hat seine eigene Version. Nur dass Geld geflossen ist , ist unumstritten. Die ganze Geschichte hat Züge eines billigen Vorabend-Krimis. Enders spielt in jenen Tagen für die Hertha, die alte Dame ist Spielzeit 1970/71 Dritter, Chancen auf die Meisterschaft hat das Team nicht mehr. Doch gegen den Abstiegsaspiranten Arminia Bielefeld wird 0:1 verloren. Dann stellt sich heraus, dass Offenbachs Präsident 140.000 Mark geboten hat, wenn Hertha gegen Bielefeld gewinnt. Daran, so erzählte es später Torwart Volkmar Groß, sei nichts auszusetzen gewesen: "Wir wollten ja sowieso gewinnen." Mit Absicht habe man nicht verloren, daran halten alle Beteiligten bis heute fest. Gegen Bielefeld wird also verloren, aber man glaubt es kaum: Die Spieler kassierten trotzdem. Nach der Partie taucht Spieler Jürgen Rumor mit einem Koffer auf. Der stammt von den Bielefeldern, die glaubten, Hertha habe mit Absicht verloren. 250.000 Mark sind im Koffer, das Geld wird aufgeteilt: Jeder geht mit 15 Tausend-Mark-Scheinen nach Hause, auch Enders. Als der Bundesliga-Skandal aufgearbeitet wird, erhält Enders eine zweijährige Sperre und eine Geldstrafe von 15.000 Mark. Er wechselte, wie viele Spieler der Hertha-Mannschaft, nach Südafrika, zu Durban City FC. Das Team wird überlegen südafrikanischer Meister.    

Enders wechselt, wie viele Spieler der Hertha-Mannschaft, zu

DURBAN CITY FC -

das Team wird überlegen südafrikanischer Meister 

_______________________________

Aber da die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 im eigenen Land ansteht, werden die Fußball-Sünder schnell begnadigt, Enders kehrt nach Deutschland zurück und spielt ab November 1973 für die Offenbacher Kicker, unter anderem beim 6:0 gegen die Bayern. Die Offenbacher beenden die Saison als Achter, Bayern landet zwei Plätze dahinter. In der Saison 1976/77 wechselt Enders zum SC Herford, der gerade in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist und sich dort erstaunliche vier Jahre halten wird. In der Winterpause wechselt er in die USA, zu den Oakland Stompers in Kalifornien. Nach einer Saison wechselt Peter Enders zu Arminia Hannover und beendet 1979 seine Spielerkarriere. Er hat gegen Uwe Seeler, Gerd Müller, Wolfgang Overath, Willi "Ente" Lippens, Uli Hoeneß, Jürgen Grabowski, Heinz Flohe und Wolfgang Overath gespielt - und im Europapokal mit Hertha gegen Helmut Haller, der damals in Turin kickte. 


Auetal, 7. März 2017

Enders - Buchvorstellung im Auetal - Rehren

 Horst Ellebracht v.li., Eckhard Koss, Peter Enders, Frank Lorenz,

Günther Hauschild, Mannfred Kühne