VON HORST ELLEBRACHT. Sportreporter

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Ein Fußballjuwel verstärkt Hauschild-Ensemble

Kai Oswald, 15- facher DDR-Junioren-Auswahlspieler kommt nach Hameln  


 EIN BEITRAG VON HORST ELLEBRACHT

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So steht es in den Geschichtsbüchern geschrieben:  Die ewigen Helden; Günther Schlegel,

Gustav Hörgren, Bernhard Termath, Ludwig "Eugen" Pöhler, Werner Müller, Kurt Kadelke,  Helmut "Seppl" Menges, Manfred Kühne. Sie alle haben in Hameln Sportgeschichte geschrieben.

Im Wandel der Zeit waren es dann später die Oberligaspieler Günther Hauschild, Rainer Ehlerding, Jürgen Sikora, Bernd Schoster, Norbert Irtel und Co. Nach Beendigung ihrer erfolgreichen Laufbahn bei den Preußen zog dann plötzlich ein leuchtender Stern am Hamelner Fußball-Himmel auf.

Kai Oswald kam, sah und siegte

Kai, wechselte 1990 als 19- Jähriger vom HFC Chemie Halle (jetzt Hallescher FC)  zu Preußen Hameln 07. Für seinen Ex-Verein bestritt er von 1988 bis 89 immerhin fünfzehn Junioren Länderspiele für die DDR. Hamelns früherer Ligaobmann Siegfried "Siggi" Knoche sorgte für diesen Transfer. Ein Glückstreffer für den damaligen Verbandsligisten Preußen Hameln 07. Der Neuzugang zog im Mittelfeld zusammen mit Ex-Profi Bernd Dierßen ( früher Arminia Hannover, Hannover 96 und FC Schalke 04) gekonnt die Fäden. Und Kai wurde schließlich zur tragenden Figur einer spielstarken Hauschild-Truppe. 


 

Ausgabe:

Montag, den 5. August 1991

 

VON EBERHARD GRÄF

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Hauschild-Elf präsentiert sich bereits in blendender Verfassung

Preußen betrieb Werbung für Punktspielstart - 4:1 ! / Überragend: Spielmacher Bernd Dierßen

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HÄNIGSEN. Mit einem überraschend deutlichen 4:1-(1:1)-Sieg bei Friesen Hänigsen erreichte Preußen Hameln 07 im Pokal das Viertelfinale auf Verbandsliga-Ebene.

Die neuformierte Hauschild-Elf stellte sich eine Woche vor dem Punktspielstart gegen Arminia Hannover bereits in blendender Verfassung vor. "Hoffentlich war der Sieg nicht zu hoch", befürchtete  Trainer Günther Hauschild denn auch eine Euphorie, die sicherlich verfrüht wäre. Denn noch ist die Leistungsstärke auch der Hänigser  nicht einzuschätzen. "Nach unserem 2:1 hatten die keine rechte Lust mehr", glaubte Abwehrrecke Dirk Schumachers registriert zu haben. So sollte dieser Sieg, den nach der Friesen-Führung durch Weber (29.), Dierßen (31.), Klein (48./87.) und Reimer (82.) sicherstellten, nicht überbewertet werden.

Dennoch gewann Coach Hauschild wertvolle Erkenntnisse. Vor allem das ehemalige DDR-Trio Oswald, Illge und Reimer überzeugte. "Durch sie sind  wir auch spielerisch stärker geworden", glaubt Bernd Dierßen, in Hänigsen erneut Dreh- und Angelpunkt der Hamelner Aktionen.  An Illges Seite steigerte sich auch der junge Schubert und könnte in dieser Verfassung eine feste Größe in Hauschilds taktischem Konzept werden.

Im zweiten Durchgang lief das Leder flüssig durchs Hamelner Mittelfeld. Im Angriff drehte Heiner Klein nach seinem ersten Treffer richtig auf und war von der Friesen-Deckung nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Michael Reimer könnte die ideale Ergänzung zum Preußen-Torjäger werden. Der ehemalige Leipziger präsentierte  sich laufstark, ballsicher und ist mit einer gehörigen Portion Schlitzohrigkeit ausgestattet. 

Die Abwehr wurde nur selten ernsthaft auf die Probe gestellt. Schumachers, Scheler und der aggressive  Lorenz blieben Sieger in den Zweikämpfen.

Mannschaftsaufstellung:

Motzner - Hansens - Scheler, Schumachers - Lorenz,

Dierßen, Oswald, Illge, Schubert (82. Kaufmann) - Klein, Reimer

                                         

Trainer: Günther Hauschild

 


Sportler im Gespräch

_________________Samstag, 10. August 1991_____________

Kai Oswald:

In der DDR war`s härter

HAMELN. Zu den Hoffnungsträgern beim Fußball-Verbandsligisten Preußen Hameln 07 zählt Kai Oswald, der vom HFC Chemie Halle (jetzt Hallescher FC) nach Hameln wechselte und mit seiner Freundin Anett in Aerzen eine neue Heimat gefunden hat. Wir befragten den 19jährigen, der von 1988 bis 89 fünfzehn Junioren-Länderspiele für die DDR bestritt, nach seinen Vorstellungen und Zielen für die morgen beginnende Punktspielsaison.

 

Kai Oswald, Sie galten in der ehemaligen DDR als großes Talent, haben aber in der Rückrunde der letzten DDR-Oberligasaison nicht mehr gespielt. Warum nicht? 

 

"Es gab da Differenzen mit dem Trainer in Halle. Er war  mit meiner Spielweise nicht einverstanden. Deswegen wurde ich nicht mehr aufgestellt."

 

Sind Sie allein deshalb in den Westen gewechselt? Und warum nach Hameln?

 

"Das hatte auch noch andere Gründe. Über einen Onkel wurde mir eine Zukunft in meinem erlernten Beruf als Elektro-Installateur und eine Wohnung im Aerzener Raum in Aussicht gestellt. Da habe ich zugegriffen. Und dann fragte Hamelns Ligaobmann Knoche bei mir an. Ich absolvierte ein Probetraining und so bin ich bei den Preußen gelandet."

 

Sie haben jetzt die gesamte Vorbereitung für die Verbandsligasaison mitgemacht.

Wie fällt der Leistungsvergleich mit der damaligen DDR-Oberliga aus?

 

"Die Vorbereitung war in Halle härter und zog sich vor allem über einen Zeitraum von zwei Monaten hin. In der Zeit haben wir zwei- bis dreimal pro Tag trainiert. Aber man kann auch in kürzerer Zeit körperlich fit werden. Hier in Hameln hätte ich mir etwas mehr Pausen zwischen den Vorbereitungsspielen gewünscht."

 

Wie schätzen Sie ihre Stärken und Schwächen ein?

 

"Zu meinen Stärken gehört sicher eine gute Kondition und dass ich nicht so schnell die Übersicht verliere. Die Schwächen? Also, mir fehlt sicher noch Erfahrung und das Timing, wenn man das Spiel schneller macht, so wie es der Bernd Dierßen kann." 

 

Spielen Sie bei Trainer Hauschild auf Ihrer Lieblingsposition?  

 

"Ich spiele im zentralen Mittelfeld, und das ist die ideale Position für mich." 

 

Wie sehen Sie die Chancen für Preußen Hameln in dieser Saison? 

 

"Wenn wir immer so spielen wie beim 4:1 in Hänigsen, können wir einen guten Mittelfeldplatz belegen."

 

Ihr Tipp für das Spiel gegen Arminia Hannover?

 

"Wir gewinnen 2:1."

 

Das Gespräch mit Kai Oswald führte der Dewezet-Sport-Redakteur Eberhard Gräf


Glänzender Start -

Preußen ließ Arminia Hannover keine Chance

Eine starke Halbzeit genügte zum 3-0 / Reimer, Klein und Scheler trafen

 

LOKALSPORT

Montag, den 12. August 1991

VON EBERHARD GRÄF

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HAMELN. Wie schon im vergangenen Jahr erwischten die Hamelner Preußen einen glänzenden Saisonstart. Dem Fußballoberliga-Absteiger Arminia Hannover ließen die Schützlinge von Trainer Günther Hauschild von 449 zahlenden Zuschauern in der Kampfbahn beim glatten 3:0 (2:0)- Sieg keine Chance.   

So hätte sich eigentlich Preußen-Trainer Günther Hauschild zufrieden auf seiner Bank zurücklehnen können, doch Hauschild wollte nach den Treffern von Reimer (38.), Klein (44./Elfmeter) und Scheler (82.) offensichtlich erst gar keine Euphorie aufkommen lassen und kritisierte fleißig drauflos: "Es ist mir unverständlich, warum wir in der zweiten Halbzeit die Linie verloren haben. Da haben wir uns das hektische Spiel der Hannoveraner aufdrängen lassen." Auch mit der Torausbeute zeigte sich Hamelns Trainer nicht einverstanden: "Bei diesen Konterchancen waren einfach mehr Treffer möglich."

Dass es nicht mehr als drei wurden, verhinderte ein glänzend aufgelegter Reichel im Arminen-Tor, der etliche Preußen-Chancen im Stil eines Klassemanns zunichte machte. Ohne Chance war er dagegen bei Reimers plaziertem Kopfball nach einer Ecke von Dierßen in der 38. Minute, der die Hamelner auf die Siegesstraße brachte.

Den Rest besorgte Schiedsrichter Schaper, der kurz vor dem Seitenwechsel eine harmlose Attacke von Seidel gegen Illge mit einem Elfmeter ahndete. "Ich habe Illge überhaupt nicht berührt", protestierte Seidel ebenso vehement wie vergeblich. Heiner Klein verwandelte sicher. Von der Hamelner Vorstellung  vor der Pause war Hildesheims Trainer Michael Krüger, der den nächsten Gegner ausspionierte, beeindruckt: Die Preußen führen verdient und schaukeln das Ding auch über die Bühne", war er sicher. "Ich freue mich schon auf Sonntag, wenn Hameln zu uns nach Hildesheim kommt. Das wird ein tolles Spiel."

In Bedrängnis gerieten die Hamelner trotz der Arminen-Daueroffensive in der letzten halben Stunde nur einmal. Als Lorenz den in den Strafraum eindringen Seidel schubste, pfiff Schaper erneut Elfmeter. Den ersten verwandelte Müller, doch Schaper hatte den Ball noch nicht freigegeben, ließ wiederholen. Eine nervliche Belastung, der Müller nicht gewachsen war. Er jagte den Ball über die Querlatte. "Wenn wir das Anschlusstor gemacht hätten, wäre Hameln ins Schwimmen gekommen. Dann wäre noch was drin gewesen für uns, trauerte Arminia-Trainer Detlef Holze der vergebenen Möglichkeiten nach. Aus dem Spiel heraus gab es für die Hannoveraner indes kaum Chancen, sieht man einmal von Seidels Pfostenschuss in der Anfangsphase der Partie ab.

Bei Hameln beeindruckte einmal mehr Libero Hanses, trotz eines Patzers, den er allerdings selbst wieder ausbügelte. Hannovers lange Zeit einzige Spitze Nikolajew rieb sich gegen Scheler und Schumachers auf, im Mittelfeld blieb Illge bis zu seiner nicht nur von ihm selbst unverstandenen Auswechslung die auffälligste Erscheinung, steigerte sich auch Oswald, der das dritte Tor vorbereitete. Gefährlich und beweglich agierten beide Hamelner Angreifer Klein und Reimer, die sich auch untereinander immer besser verstehen.        

Mannschaftsaufstellung:

Motzner - Hanses - Scheler, Schumachers - Lorenz,

Dierßen, Oswald, Illge (66. Stöck), Schubert - Klein, Reimer

 

Trainer: Günther Hauschild

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Kai Oswald heute:

"Mein damaliger Trainer Günther Hauschild hat mir bei meinem Wechsel zu den Preußen eine Menge Vertrauen geschenkt, was ich ihm mit meinen kontinuierlichen Leistungen zurückgegeben habe. Über die Jahre wurde aus dem Verhältnis >Trainer-Spieler< eine Freundschaft, die bis heute einen festen Bestandteil hat. Er besucht mich und ich besuche ihn. Und darüber bin ich glücklich!"  Heute lebt Kai Oswald in München und leitet dort erfolgreich die internationale Fußballschule Grünwald-München.

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Weserberglandstadion Hameln, Ostern 2017

Wiedersehensfreude an alter Wirkungsstätte: Günther & Kai